Kennst du dieses Gefühl, wenn du einer fremden Person begegnest und es einfach Klick macht zwischen euch? Wenn ihr euch mühelos stundenlang über Gott und die Welt unterhalten könnt und die Gesprächsthemen nie zu Ende gehen? Wenn es sich so anfühlt, als würdet ihr euch schon ewig kennen und als wäre es eine Art nachhause kommen? Was ist das? Und wieso hat man so eine magische Verbindung nur mit bestimmten Menschen? Ist das Liebe?
Eine gute Freundin von mir hat mir zu Weihnachten ein Buch geschenkt, das für mein philosophisch-romantisches Herz ein absoluter Genuss war. Das Buch heisst «Was ist Liebe, Sokrates?» und ist von Nora Kreft, einer promovierten Philosophin. Weil dieses Thema unser aller Leben betrifft, jedoch nicht alle Zeit und Lust haben, sich mit philosophischen Texten herumzuschlagen, fasse ich in diesem Beitrag die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Buch zusammen.
Was ist also Liebe?
Wenn man etwas begehrt, das man nicht hat. Dabei gibt es viele Dinge, die wir nicht haben, allerdings stört uns dieser Umstand nicht immer im gleichen Ausmass. Beispielsweise besitze ich keine roten Schuhe, was mich aber nicht stört, denn ich hatte nie das Begehren, solche zu besitzen. Beim Objekt der Begierde geht es darum, dass man glaubt, etwas (noch) nicht zu haben, das einem auf irgendeine Art und Weise fehlt. Etwas, das uns unzufrieden stimmt und unvollständig fühlen lässt, wenn wir es nicht haben.
Etwas, das man kannte, aber vergessen hat. Und dann kommt eine Person daher, die uns wieder an die «Idee» erinnert. Sokrates spricht von der «ewigen Idee». Damit ist der Ursprung aller Dinge gemeint. So werden wir von den Geliebten an diese verloren geglaubte Idee herangeführt und spüren, dass es unheimlich wichtig ist, dieser Erinnerung nachzugehen.
«Denn mit den Ideen dämmert uns auch, wer wir selbst eigentlich sind: Der Umstand, dass wir uns an sie erinnern, verweist uns darauf, dass wir Seelen sind, Wesen, deren Heil nicht in weltlichen Dingen wie Geld, Macht und dergleichen besteht, sondern in Weisheit. Im Erfassen ebendieser Ideen! Beim Anblick der Geliebten fühlen wir uns also auch dunkel an uns selbst und unseren Ursprung erinnert. Und das setzt die Liebe in Gang.»
„Was ist Liebe, Sokrates?, Nora Kreft, Seite 49

Liebe ist also der Wunsch nach Weisheit, nach Menschen, die uns der vergessenen Idee und uns selbst näherbringen. Es ist ein Verlangen und ein Sehen von Dingen, die andere nicht oder anders sehen. Etwas und jemand, der für uns unersetzbar ist und unserem Leben einen Sinn verleiht.
Liebe ist das Verlangen, mit dem oder der Geliebten im Gespräch zu sein und die Welt dadurch besser zu verstehen und zu erfassen.
„Was ist Liebe, Sokrates?“, Nora Kreft, Seite 166
Abschliessend kann also eins mit Sicherheit gesagt werden:
Die äussere Hülle mag vielleicht das Auge ergreifen, doch Liebe kann erst im Gespräch entstehen, und zwar in einem philosophischen, in dem es um die wichtigsten aller Fragen geht. Der Geist ist und bleibt nun mal die wahre Schönheit des Menschen.